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Das 26. Türchen der #35C3 Memory Lane: Die tiefsinnigen Fragen zum Leben der Tamagotchis

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Das sechsundzwanzigste Türchen.

Hinter dem sechsundzwanzigsten und letzten Türchen verbirgt sich ein ganz großartiger Vortrag mit dem Titel „Many Tamagotchis Were Harmed in the Making of this Presentation“. Er hat ein bisschen von allem, was den Congress ausmacht: Hardware, Software, Spaß und Spielerei.

Im Jahr 2012 stellte die kanadische Sicherheitsforscherin und Tamagotchi-Enthusiastin Natalie Silvanovich das Ergebnis eines privaten Exkurses in das geheime Leben der kleinen Plastikeier mit 8-Bit-Bildschirm vor. Sie hatte sich zum Ziel gesetzt, herauszufinden, wie genau Tamagotchis und ihr Belohnungssystem funktionieren, und versuchte sich dabei erstmals selbst im Hardware-Hacking.

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Natalie Silvanovich auf dem #29C3

Um ihr Ziel zu erreichen, ging Natalie eiskalt über Leichen: Mehr als zehn der kleinen technischen Spielgefährten mussten für die Forschung ihr binäres Leben lassen. Im Zuge ihres Eier-Massakers lernte sie nicht nur viel über Hardware, sondern auch über die Funktionsweise ihrer Versuchsobjekte, und dass man bei der Aufzucht von Tamagotchis natürlich doch schummeln kann.

Wer sich also noch schnell auf äußerst unterhaltsame und etwas morbide Weise in Stimmung für den 35C3 bringen lassen will, dem sei dieser letzte Vortrag ans Herz gelegt – romantische Erinnerungen an die Spielzeuge der 1990er Jahre gibt es obendrauf:

Das 25. Türchen der #35C3 Memory Lane: Das wird ja wohl irgendjemand geprüft haben

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Das fünfundzwanzigste Türchen.

Der BND-NSA-Untersuchungsausschuss des Deutschen Bundestags hat zwar nicht annähernd so weit zur Aufklärung der Spionagetätigkeiten aus- und inländischer Geheimdienste in Deutschland beigetragen, wie sich viele erhofft hatten, aber er lieferte in den mehr als drei Jahren seines Bestehens jede Menge teils unfreiwillig humoristisches Material. Dank der unermüdlichen Begleiter und Protokollanten konnten diese Stilblüten der deutschen Überwachungsbranche für die Nachwelt erhalten werden.

Aus ihnen schufen Anna Biselli, Constanze Kurz, cbass und Felix Betzin das szenische Stück „Grundechte gelten nicht im Weltall“, das sie auf dem 32C3 im Nachtprogramm darboten und das nun hinter dem vorletzten Türchen der Memory Lane steckt.

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Anna Biselli, Constanze Kurz und cbass geben auf dem #32C3 die Fragesteller im NSAUA

Gestützt auf die treffenden Zeichnungen der Zeugen von Veith Jäger, der wir übrigens auch die wunderschönen Türchen-Bilder für diesen Kalender verdanken, vollziehen sie Szenen des Untersuchungsausschusses nach, in denen das Versagen der staatlichen Kontrollinstanzen, reichlich absurde Antworten oder die Unfähigkeit der Beteiligten besonders deutlich wurden.

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Felix Betzin spielt die Befragten

Mit dabei: eine lebensechte Imitation von Roland Pofalla, die mit zwei Worten auskommt, und Günther Oettinger mit Szenenapplaus. Ein wenig Vorwarnung ist aber angebracht, denn manchmal bleibt einem das Lachen angesichts dreister Lügen, Rechtsbrüche oder breiter Erinnerungslücken im Halse stecken.

Das 24. Türchen der #35C3 Memory Lane: Es gibt was auf die Ohren

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Das vierundzwanzigste Türchen.

So kurz vor dem 35C3 schlägt die Memory Lane einen unterhaltsam-besinnlichen Ton an, um die Vorfreude weiter anzuheizen, aber auch einen entspannten Hörspaß zu spenden. Bestens geeignet hierfür ist die äußerst populäre Reihe der Audio-Features: Sie waren ein Produkt der Hörspielwerkstatt der Humboldt-Universität zu Berlin, deren Vertreter Jens-Martin Loebel, Julia Böttcher, Constanze Kurz, Marcus Richter and Kai Kittler die audio-visuellen Stücke auch live auf dem Chaos Communication Congress darboten.

Den Auftakt der Congress-Auftritte machte 2004 das Feature „The Incomputable Alan Turing“, das nach anfänglichen technischen Schwierigkeiten das Publikum in seinen Bann zog und das so an den fünfzigsten Todestag des großen Wissenschaftlers und Kryptoanalytikers erinnerte. Wer war Alan Turing überhaupt, und was hatten seine Zeitgenossen über ihn zu berichten?

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Constanze Kurz, Kai Kittler, Julia Böttcher, Jens-Martin Loebel und Marcus Richter von der Hörspielwerkstatt auf dem #21C3

„The Incomputable Alan Turing“ wartet nicht nur mit vielen weniger bekannten Fakten zu Turings Leben auf, sondern erklärt auch, was es mit dem sogenannten Turing-Test auf sich hat.

Das Audio-Feature liegt als Video mit zeitgenössischen Fotos und gradezu visionären 3D-Animationen vor, ist aber auch als reine Audioversion eine gute Idee.

Das 23. Türchen der #35C3 Memory Lane: Don’t try this at home

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Das dreiundzwanzigste Türchen.

Geräte zu hacken und spaßige Dinge mit ihnen anzustellen, ist der Hacker liebster Zeitvertreib. Doch auch die zwischengerätlichen Beziehungen sind vor ihnen nicht sicher. Und weil schon fast Weihnachten ist, lassen wir heute jegliche Festtagsstimmung fahren und den Nerd raus.

Hinter dem dreiundzwanzigsten Türchen versteckt sich nämlich ein äußerst nerdiger Vortrag zum Thema Netzwerke, der die Skala sprengt: Auf dem 25C3 erklärten Dieter Spaar und Harald Welte in ihrem Vortrag „Running your own GSM network“, wie GSM-Netze aufgebaut sind, wie Sprache encodiert und Datenpakete übertragen werden.

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Dieter Spaar und laforge auf dem #25C3

Doch damit nicht genug: Sie brachten sogar eine eigene Base-Transceiver-Station mit, die sie vorher analysiert und dabei einige unerwartete Entdeckungen gemacht hatten.

Der Vortrag von Dieter Spaar und Harald Welte ist nicht nur wegen seines hohen Nerdfaktors relevant: Er lenkte nach und nach mehr Aufmerksamkeit auf den Mobilfunk, dessen Standards nicht vollständig offen sind und wesentlich weniger von der Open-Source-Gemeinschaft mitgestaltet wurden als beispielsweise Internetprotokolle, und auf die GSM-eigenen Besonderheiten wie die Kommunikation von Funkzellen mit Endgeräten und die sich daraus ergebenden Probleme und Schwachstellen im System.

Das 22. Türchen der #35C3 Memory Lane: Den tiefen Staat sichtbar machen

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Das zweiundzwanzigste Türchen.

Es ist ein Konzept politischer Analyse, aber auch zentraler Aspekt von Verschwörungstheorien: der „tiefe Staat“, der ein gewisses Eigenleben führt. Einen gleichnamigen Vortrag hielt Andreas Lehner im Jahr 0 nach Snowden, also auf dem 30C3 und zu der Zeit, als sich vermeintliche Paranoia gegenüber Staaten und Geheimdiensten als schlichte Wahrheit entpuppte.

In seinem Vortrag erklärte er, was genau es mit dem tiefen Staat auf sich hat, und zeigt anhand von Beispielen aus den Vereinigten Staaten, der Türkei und Deutschland auf, mit welchen kaum sichtbaren Strukturen dieser Staat im Staat seine Macht sichert und Verbrechen, beispielsweise von Geheimdiensten oder Militär, verschleiert werden.

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Andreas Lehner auf dem #30C3

Die verschiedenen Beispiele in dem Vortrag zeigen deutlich wiederkehrende Muster, die den tiefen Staat für uns sichtbar machen, und das zunehmend auch im Bereich der (digitalen) Infrastruktur. Welche das sind, wie wir den tiefen Staat Schritt für Schritt enttarnen können und warum wir das tun sollten, kann man hier ansehen:

Das 21. Türchen der #35C3 Memory Lane: Mein Bügelbrett war’s

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Das einundzwanzigste Türchen.

Eine echte Bank im Programm des Chaos Communication Congress sind die Security Nightmares, präsentiert von Ron und Frank, die sich in eingespielter Manier und mit wachsendem Zynismus die Bälle zuwerfen. Exemplarisch sei heute die Ausgabe vom 30C3 herausgegriffen, die ihrerseits die Nummer 14 der ausgesprochen traditionsreichen Vortragsreihe ist.

Das Jahr des 30C3 war auch das Jahr der Snowden-Enthüllungen, und deshalb gab es noch mehr IT-Sicherheit aus der Hölle zu beklagen als in den Jahren zuvor:

Das ist natürlich erstmal ein Schock, nicht… Alles das, worüber wir gelacht haben in den Hollywoodfilmen – das ist alles echt!

Was die Herren noch nicht wissen konnten: Es sollte erst der Anfang von jahrelangen Berichten aus den Snowden-Papieren sein.

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Frank und Ron beim #30C3

Nach der Rückschau auf die prognostizierten Schauergeschichten der letzten Jahre folgt auch beim 30C3 der Ausblick auf die Horrorszenarien, die das folgende Jahr in petto haben könnte. Dabei wurde nicht nur über die allgemein bedauerliche Lage der IT-Sicherheit im Lichte der von NSA und Co. eingekauften Sicherheitslücken lamentiert, sondern auch über die schier unbegrenzten Möglichkeiten W-LAN-fähiger Bügeleisen philosophiert und die Attraktivität von Smartmetern ausgewertet.

Die Security Nightmares (Untertitel: Damit Sie auch morgen schlecht von Ihrem Computer träumen) leben vom Dialog mit dem Publikum. Das ist zugegebenermaßen im Video zwar unterhaltsam, aber erst dann so richtig gut, wenn man selbst im Publikum sitzt und sich nur noch die Haare raufen möchte. Das kann man auch wieder beim 35C3 in Leipzig.

Das zwanzigste Türchen der #35C3 Memory Lane: Unter Terrorverdacht

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Das zwanzigste Türchen.

Die inflationäre Verwendung des Begriffs „Terror“ ist schwer zu ignorieren. Im Jahr 2007 jedoch gab Anne Roth auf dem Chaos Communication Congress einen persönlichen und bedrückenden Einblick in die Situation einer Familie, die plötzlich unter Terrorverdacht nach Paragraph 129a StGB steht.

In ihrem Vortrag „What is terrorism?“ zeigt sie, wie leicht man aufgrund vager Beschuldigungen des Inlandsgeheimdienstes mit Terrorvorwürfen konfrontiert wird und welche sehr realen Konsequenzen dieser Verdacht mit sich bringt: Über Monate werden von der Polizei Kommunikationswege von Familie und Freunden angezapft, das Wohnhaus videotechnisch überwacht, das Auto wird per GPS getrackt, Observationskräfte fahren in der U-Bahn mit.

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Anne Roth beim #24C3

Nachdem ihr Partner, der Sozialwissenschaftler Andrej Holm, verhaftet worden war, verarbeitet Anne Roth ihre Erlebnisse und ihren Umgang mit der polizeilichen Überwachung in einem Blog und macht so öffentlich, welche Auswirkungen die Überwachung auf ihren Alltag hat und mit welchen teils skurrilen Mitteln sie sich ihr zu entziehen versucht oder sie sogar kreativ für ihre eigenen Zwecke nutzt. Die Vorwürfe gegen ihren Partner erwiesen sich nach langem Kampf unter Einbezug der Öffentlichkeit schließlich als haltlos – das macht die traumatisierenden Erlebnisse ihrer Familie aber nicht ungeschehen.