Das zwanzigste Türchen der #35C3 Memory Lane: Unter Terrorverdacht
Die inflationäre Verwendung des Begriffs „Terror“ ist schwer zu ignorieren. Im Jahr 2007 jedoch gab Anne Roth auf dem Chaos Communication Congress einen persönlichen und bedrückenden Einblick in die Situation einer Familie, die plötzlich unter Terrorverdacht nach Paragraph 129a StGB steht.
In ihrem Vortrag „What is terrorism?“ zeigt sie, wie leicht man aufgrund vager Beschuldigungen des Inlandsgeheimdienstes mit Terrorvorwürfen konfrontiert wird und welche sehr realen Konsequenzen dieser Verdacht mit sich bringt: Über Monate werden von der Polizei Kommunikationswege von Familie und Freunden angezapft, das Wohnhaus videotechnisch überwacht, das Auto wird per GPS getrackt, Observationskräfte fahren in der U-Bahn mit.
Nachdem ihr Partner, der Sozialwissenschaftler Andrej Holm, verhaftet worden war, verarbeitet Anne Roth ihre Erlebnisse und ihren Umgang mit der polizeilichen Überwachung in einem Blog und macht so öffentlich, welche Auswirkungen die Überwachung auf ihren Alltag hat und mit welchen teils skurrilen Mitteln sie sich ihr zu entziehen versucht oder sie sogar kreativ für ihre eigenen Zwecke nutzt. Die Vorwürfe gegen ihren Partner erwiesen sich nach langem Kampf unter Einbezug der Öffentlichkeit schließlich als haltlos – das macht die traumatisierenden Erlebnisse ihrer Familie aber nicht ungeschehen.