Wunsiedel / Aktion “Rechts gegen Rechts” ist Troll des Jahres 2014
Die Entscheidung, wer Preisträger des „Troll des Jahres“ im Jahr 2014 werden soll, ist der Jury nicht leicht gefallen. Ein Faktor der dieses Jahr den Ausschlag für die Preisvergabe gegeben hat, ist die Größe des gesellschaftlichen Problems gegen die sich der oder die Nominierten mit Hilfe von Trollerei engagieren. Weiterhin ist natürlich auch der erreichte Effekt im Hinblick auf das Ziel des oder der Nominierten eine wichtige Entscheidungsgrundlage. Betrachtet man die Nominierten unter diesen beiden Faktoren (Zielsetzung, Erfolg) genauer, so ist die Entscheidung der Jury wahrscheinlich nachvollziehbar.
Die Auszeichnung „Troll des Jahres 2014“ geht an die Aktion „Rechts gegen Rechts“ und die Gemeinde Wunsiedel. Mit der Auszeichnung bedankt sich die Jury bei allen Beteiligten dieser großartigen Trollerei und verneigt sich vor dem sehr kreativen Umgang mit den völlig unkreativen Gesellschaftsfeinden aus dem Lager der en Geschichtsabstinenzler.
Die Begründung der Jury:
Wunsiedel ist ein idyllisch gelegenes Städtchen in Ober-Franken. Die Gemeinde hat fast 10.000 Einwohner und eine über 850 Jahre alte Geschichte. Man kann in Wunsiedel den bekannten Sechsämtertropfen finden, die Luisenburg-Festspiele besuchen oder sich im Deutschen Natursteinarchiv fortbilden. Rund um Wunsiedel kann man aber auch einfach nur die herrliche Natur des Fichtelgebirges genießen.
Neben all der schönen Dinge hat Wunsiedel aber auch ein Problem. Jedes Jahr wird die Gemeinde von Gesindel heimgesucht, dessen politische Ausrichtung nicht grundlos mit der Farbe von Exkrementen beschrieben wird.
Der Grund, warum Wunsiedel jedes Jahr diese Plage erlebt? Bis 2011 gab es auf dem Friedhof der Gemeinde das Grab des „Vorzeigenazis“ Rudolph Heß, dem nach historischer Meinung wohl unfähigsten Mitglied der Führungsriege Hitlers. Als Winston Churchill einmal über die Intelligenz von Rudolph Heß befragt wurde, zog dieser den Vergleich mit einem „mental retardierten Kind“ heran.
Es entbehrt übrigens nicht einer gewissen Ironie, dass die rechten Volltrottel jedes Jahr einem 1941 aus Deutschland geflohenen, homosexuellen Selbstmörder mit starkem Astrologieglauben gedenken, obwohl dies dem von den Rechten gewollten Menschenbild völlig widersprechen müsste. Die Jury vermutet allerdings, dass den braunen Hackfressen mit Nachdenkschwäche so ein intrinsischer Widerspruch wohl auf Grund geistiger Kapazitätsbeschränkungen nicht auffällt.
Viele Jahre hat die Wunsiedler Bevölkerung kein wirksames Mittel gegen die rechten Störenfriede gefunden. Selbstverständlich sind die Nazispinner nicht unwidersprochen durch die Straßen gezogen. Jedoch sind Gegendemonstrationen demokratischer Menschen oder Mahnwachen politischer Parteien nur selten geeignet, um bei den Dumpfbacken ohne Kopfhaar und -inhalt einen Merkeffekt zu erreichen. Nachdem aber auch der ausdauernde juristische Widerstand zu keinem dauerhaften Erfolg geführt hatte, brauchte Wunsiedel neue Ideen gegen die unerwünschten Besucher.
Dieses Jahr haben sich die Menschen in Wunsiedel daher etwas anderes überlegt und den als Gedenkmarsch nur schlecht getarnten Dünnpfiff der rechten Kloake in einen unfreiwilligen Spendenlauf gegen Naziideologie verwandelt. Jeder von den völkischen Amöben erlaufene Meter wurde zu einer Spende in Höhe von 10 € für die Aussteigerorganisation EXIT.
Wie es sich für einen erfolgreichen Spendenlauf gehört, wurden die Teilnehmer am Ende nicht nur mit einer Konfettikanone begrüßt, sondern durften sich auch wunderschön gestaltete „Siegerurkunden“ mitnehmen. Ein Angebot welches wohl genauso wie die als Wegzehrung gedachten Bananen bei den Affen vom rechten Rand nicht so gut ankam.
Die im Verlauf des Marsches zunehmend unbegeistert aussehenden Nazidemonstranten wurden durch Motivationsbanner entlang der gesamten Strecke konstant an ihre tolle Leistung erinnert. Außerdem sorgten die an die geistige Leistungsfähigkeit der Zielgruppe angepasste Sprüche wie „Endspurt statt Endsieg“ und „Schwarz. Rot. Geld.“ für den nötigen Durchhaltewillen, so dass möglichst viele Spenden von Rechts gegen Rechts erlaufen wurden.
Einen kleinen Wermutstropfen gab es aber: Obwohl die Menschen hinter der kreativen Aktion sich wirklich alle Mühe gegeben haben, die nationalen Spender zu animieren, beschrieben Beobachter vor Ort den Enthusiasmus der Rechten als zäh wie Leder. Aber: Die kruppstahlharte Demonstrationsroute der flinken Windhunde mit Vergangenheitsschwäche war am Ende doch 1000 Meter lang und sorgte dafür, dass Aussteigern aus der rechten Szene jetzt mit zusätzlichen 10.000 € geholfen werden kann.
Die Aktion „Rechts gegen Rechts“ hat in Wunsiedel gezeigt, dass man mit kreativen Ideen sogar Gesellschaftsfeinde dazu bringen kann, etwas positives für die Gesellschaft zu machen. Diese Leistung hat die Jury einstimmig überzeugt, der Aktion „Rechts gegen Rechts“ und der Gemeinde Wunsiedel den diesjährigen Troll des Jahres zu verleihen.
Wir freuen uns sehr, dass die Aktion bereits Nachahmer gefunden hat. Zum Beispiel werden die Mitglieder der Grünen Ratsfraktion im Stadtparlament Dortmund ab sofort für jede von rechten Stadträten gestellte Anfrage 25€ an eine Aussteigerorganisation gegen Rechts spenden. Die Überschrift der Süddeutschen dazu lautete schlicht: „Das Wunsiedel-Prinzip kommt nach Dortmund“.
Im Namen der Jury und der Organisatoren der Trollcon ist es mir eine Ehre den Preisträgern zu ihrer Auszeichnung zu gratulieren.
Daher: Herzlichen Glückwunsch und troll on, liebe Wunsiedler.