Bilanzbalance
Laßt uns mal über Geld sprechen. Auch wenn der Congress von Beginn an ein Projekt war und ist, das zum überwältigenden Teil durch die unermüdliche Hilfe vieler Freiwilliger lebt, kommen wir an gewissen marktwirtschaftlichen Realitäten nicht vorbei. Location, Transportmittel und Veranstaltungstechnik müssen gemietet, Versicherungen abgeschlossen und Schäden repariert werden.
Das finanzielle Risiko der Congresse wird seit vielen Jahren von einer CCC-eigenen GmbH abgefedert. Es ist ihr Verdienst, daß bisher genügend Geld übrigblieb, um den jeweils nächsten Congress und natürlich die Camps veranstalten zu können. Der gute Ruf des Vereins ermöglicht es oft, Dienstleistungen für die Veranstaltungen zu Freundschaftspreisen weit unter dem marktüblichen Tarif einzukaufen, solange diese vertraulich bleiben.
Die unzähligen freiwilligen Helfer und viele Sachspenden haben es überhaupt möglich gemacht, derartige Veranstaltungen finanziell stemmen zu können. Die verbleibenden Kosten legen wir über die Eintrittspreise auf alle Besucher um und konnten sie dadurch bis heute auf einem Bruchteil dessen halten, was vergleichbare kommerzielle Konferenzen verlangen. Trotzdem mußten wir die Ticketpreise erhöhen, um unter anderem steigenden Preisen und einem vierten Congress-Tag Rechnung zu tragen.
Laßt uns mal über Euer Geld sprechen. In unserer Gesellschaft hat sich in den letzten Jahren ein Wandel vollzogen, der dazu führte, daß der Besuch des Congresses für einige Mitglieder und Freunde des Clubs unerschwinglich geworden ist. Die Schere ist auch unter den Hackern auseinandergegangen, für einige unserer Besucher ist der Congress gar zum Highlight des Jahres geworden, auf den sie aber zwölf Monate sparen müssen.
In Kombination finden wir uns in einer Situation, in der nicht mehr alle, die für den Congress gewiß eine Bereicherung wären, daran teilnehmen können.
Auf früheren Congressen hörte ein sogenannter Angel of Mercy die schwierigen Umstände an und entschied unbürokratisch im Einzelfall. Doch: Wir finden, daß niemand das Gefühl haben soll, uns anbetteln zu müssen. Wir verstehen voll und ganz, daß es kein schönes Gefühl ist, sich selber anpreisen und die eigenen Probleme vor Fremden ausbreiten zu müssen. Dies ist für uns und gewiß auch für Euch eine Frage der Würde.
Deshalb wollen wir in diesem Jahr ein Experiment wagen: Wir halten ein Kontingent an Tickets vor, für die jeder von Euch Hacker aus Eurem Umfeld vorschlagen kann, von denen er denkt, sie kämen nicht, müßten sie voll bezahlen. Schließlich wißt Ihr viel besser als wir, wen in Eurem Umfeld das betrifft. Alle Vorschläge werden natürlich vertraulich behandelt. Stellt sich die Situation für uns aus dem Vorschlag nachvollziehbar dar, kontaktieren wir den Protegé und bitten um eine Einschätzung, welcher Betrag im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten liegt. Aus diesen Parametern werden wir dann die schwere Entscheidung treffen müssen, wie wir das Kontingent bestmöglich verteilen.
Dieses Modell hat seine Grenzen: Schlußendlich muß sich der Congress selber tragen, deshalb ist die Anzahl der Tickets und damit die Summe der Freundschaftspreisnachlässe begrenzt. Wir hoffen aber, damit die gröbsten Ungleichheiten balancieren zu können.
Dragons everywhere
Doch trotz des Entgegenkommens kann für einige Hacker – wegen der Fahrtkosten und der Unterkunft oder aus privaten familiären Gründen – die Reise auf den Congress nicht in Frage kommen. Natürlich kann man allein zu hause die Streams abspielen und ihm durch Blogs, Tweets und IRC-Channels folgen. Dies ist jedoch lange nicht dasselbe, wie mit Gleichgesinnten den Austausch zu suchen, zu fachsimpeln oder einen gemeinsamen Tschunk zu trinken.
Uns schweben nun dezentrale Möglichkeiten zur Teilnahme am 26C3 vor: Dragons everywhere! Um allen Vorträgen zu folgen, braucht es nur drei Screens, zum gemeinschaftlichen Essen eine kleine Küche, für die Mate einen Kühlschrank, für Beschallung einen Ghettoblaster und für Wohlfühlatmosphäre eine handvoll Hacker. Das originellste Hackcenter könnte gar das im bcc in den Schatten stellen. Dies muß nicht zwingend in Berlin und auch nicht in nur einer Stadt stattfinden und erlaubt viel mehr Hackern eine dezentrale Teilnahme am weltweiten Event 26C3.
Für perfekte Authentizität müßte nun nur noch ein Hacker regelmäßig das WLan aus- und einschalten, der Einlaß sollte für eine Wartezeit von mindestens dreißig Minuten sorgen, ferner sollte es nur eine einzige stets rappelvolle Toilette geben und in Dosen abgefüllter Hackcenter-Mief “Eau de c3” (erhältlich im FoeBuD-Shop) großzügig appliziert werden.
Da wir selber nicht die geringste Idee haben, wieviel Interesse an diesem Konzept besteht (schließlich wollt Ihr nicht am Ende doch alleine vor drei Screens stehen), haben wir eine Wiki-Seite eingerichtet, in der sich innerhalb der nächsten drei Wochen hoffentlich ein Trend abzeichnet.
Die Vorschläge für die Preisnachlässe in Eurer Community sollten uns bis zum 1. Dezember erreichen. Spätestens am 13. Dezember sind alle Tickets vergeben. Bitte wendet Euch an: 26c3-friends(at)cccv.de