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Vielen Menschen ist nicht bekannt, dass diese Brücke zwischen Esoterik und Rechtsextremismus eine historische Vorgeschichte hat. Diese reicht von dem Konzept der „Wurzelrassen“ im Werk der „Mutter der westlichen Esoterik“ Helena Blavatsky über die im Vorfeld der Entstehung der NSDAP einflussreiche esoterische Denkschule der Ariosophie (mit skurillen Details wie dem von Anhängern nackt praktizierten „Runen-Yoga“) bis hin zu historischen Figuren wie Heinrich Himmler, der unter der Fahne des SS-Ahnenerbes vor Helgoland nach Atlantis suchen ließ, ein ganz reales mit Fantasie-Runen verziertes "Castle Wolfenstein" schuf, und die vermeintliche Notwendigkeit der Schaffung "arischer Übermenschen" durch esoterische Überzeugungen rechtfertigte. Vor diesem Hintergrund ist es auch unverständlich, warum esoterische Bezüge im heutigen Reichsbüger-Milieu und bei QAnon immer wieder zu einer Verharmlosung der Gefahr in der medialen Berichterstattung führen.
Damals wie heute können rechtsextreme Gruppierungen auch jenseits von explizit “brauner Esoterik” mit NS-Bezug eine ganze Reihe ideologischer Anknüpfpunkte für sich nutzen, wodurch die Esoterik zu einer Art Brückentechnologie wird. In einschlägigem Online-Content geht eine Verklärung vergangener Zeiten nicht zufällig regelmäßig mit starker Ablehnung von Wissenschaft, bis hin zu radikalen Verschwörungserzählungen und für die extreme Rechte anschlussfähigen Feindbildern einher. Und so kommt es, dass so manche Content-Creatorin, die ihrer Followerschaft erklärt, wie „weibliche und männliche Energien“ in "kosmischen" Einklang zu bringen seien, um sich so richtig zu „empowern“, insgeheim extrem antifeministische und queerfeindliche Weltbilder propagiert, die äußerst anschlussfähig für rechtsextreme Radikalisierung sind.