RFID-Zapper

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-- RFID-Zapper 2006: [1] --

Contents


Was ist der RFID-Zapper?

Der RFID-Zapper ist ein Gerät, das passive RFID-Tags dauerhaft deaktiviert bzw. zerstört.
Das Entwicklerteam besteht zur Zeit aus zwei Personen (MiniMe und Mahajivana).
Die Ziele des Projekts sind ein Proof-of-Concept, der Bau eines funktionsfähigen und optisch ansprechenden Gerätes, sowie eine Dokumentation, so dass jeder sich einen eigenen RFID-Zapper bauen kann. Da das Projekt bisher so viel positive Resonanz gefunden hat, werden wir wohl auch noch an anderen Umsetzungen des Konzeptes arbeiten, zum Beispiel am Bau eines RFID-Zappers von Grund auf, ohne uns einer Einwegkamera zu bedienen.

Wozu braucht man so einen RFID-Zapper?

Wir müssen damit rechnen schon in naher Zukunft beinahe überall von RFID-Tags umgeben zu sein, die unterschiedliche Funktionen erfüllen werden. Die Vorteile und Risiken dieser Technologie und ihres Einsatzes werden bereits diskutiert. Wie auch immer, es wird Versuche geben, RFID-Tags einzusetzen, um auf eine flächendeckende Überwachung hinzuarbeiten und die Privatsphäre zu bedrohen und einzuschränken. Diese Versuche wird jeder zu spüren bekommen, ob als Konsument oder als Bürger, sogar als Ausländer, z.B. durch den neuen deutschen Reisepass, der bereits einen RFID-Tag enthält.
Um sich gegen solche Maßnahmen zu verteidigen, könnte ein kleines, einfaches und optisch relativ ansprechendes Gerät interessant sein, mit dem man die Tags in unmittelbarer Nähe für immer deaktivieren kann, zum Beispiel Tags in vor kurzem gekauften Kleidungsstücken und Büchern.

Funktionsweise

Ein RFID-Lesegerät erzeugt ein [...] elektromagnetisches Feld, welches die Antenne des RFID-Chips empfängt. In der Antenne, welche als Spule dient, wird durch Induktion Strom erzeugt. Dieser aktiviert den Mikrochip im RFID Tag. Durch den induzierten Strom wird bei passiven Tags zudem ein Kondensator aufgeladen, welcher für dauerhafte Stromversorgung des Chips sorgt.
(Auszug Wikipedia)

Nun gibt es verschiedene Wege, um RFID-Tags zu deaktivieren. Einen, den die Industrie vielleicht anbieten wird, stellen sogenannte RFID-Deaktivierer da, welche den RFID-Tag in eine Art Schlaf versetzen. Ein Problem dabei ist, dass der RFID-Tag reaktiviert werden kann (und das auch ohne, dass man selber davon weiss). Es sind aber auch schon Mittel und Wege bekannt, RFID-Tags für immer zu deaktivieren, u.a. das Durchtrennen der Antennenleitung zum Chip oder die Zerstörung des Chips in einer Mikrowelle, wozu diese nur kurz eingeschaltet werden braucht. Beide Methoden sind jedoch nur eingeschränkt praxistauglich, z.B. eignen sie sich überhaupt nicht zum Zerstören von RFID-Tags in Textilien, da diese beim Durchtrennen der Antennenleitung zerschnitten werden müssten bzw. bei der Zerstörung in einer Mikrowelle eine kleine Stichflamme entsteht, die mindestens ein Brandloch hinterließe, wenn sie die Textilie nicht gar in Brand setzt.

Der RFID-Zapper befreit einen von diesem Problem. Er arbeitet ähnlich dem Prinzip eines Mikrowellenherdes: Durch eine Spule wird kurzzeitig ein starkes elektromagnetisches Feld erzeugt, ähnlich wie bei einem EMP. Dieses Feld induziert wiederum eine Spannung in der Spule des RFID-Tags, die so hoch sein soll, dass ein Bauelement der Schaltung im RFID-Chip durchbrennt.
Um die Kosten so gering wie möglich zu halten, entschieden wir uns dafür, den elektrischen Teil einer Einwegkamera mit Blitz zu verwenden.

Hierzu verwenden wir einen hochkapazitiven und hochvoltigen Blitzkondensator, wie wir ihn in einer billigen Einwegkamera finden, die wir mit einer Spule aus lackiertem Kupferdraht nachrüsten. (Ein zusätzlicher Schalter erwies sich auch als notwendig.) Und schon haben wir ein batteriebetriebens, handliches Gerät zum Zerstören von RFID-Tags.

Projektstatus

Aktuell

die zerlegte Einwegkamera
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die zerlegte Einwegkamera

Der niederländische Sender Vara hat im Zuge seines Programmes "Nieuwslicht" eine Sendung über RFIDs veröffentlicht in der u.a. das Aussniffen eines niederländischen Biometriereisepasses gezeigt wird wie aber auch die Funktion unseres Zappers. Link zur Sendung: http://omroep.vara.nl/tvradiointernet_detail.jsp?maintopic=424&subtopic=38690&detail=285291

Das ursprüngliche Projekt ist erfolgreich abgeschlossen und wurde auf dem 22C3 vorgestellt. Dort wurden auch in einem Workshop mehrere RFID-Zapper gebaut.
Das Umbauen einer Einwegkamera mit Blitz hat sich als relativ einfach herausgestellt, der Blitzkondensator ist in der Lage eine ausreichend große Spannung zu produzieren.
Auch konnte im Workshop auf dem 22C3 eine alte, teilweise kaputte Billigkamera zu einem RFID-Zapper umgebaut werden.
Soweit uns bekannt, wurden bisher etwa 20 funktionsfähige RFID-Zapper hergestellt. Lediglich bei einem einzigen Gerät ist der Umbau leider gescheitert, vermutlich weil der Blitzkondensator beim Entladen kaputt ging.
Übrigens kann der 35-mm Film der Kamera vorsichtig entfernt und weiterverwendet werden. (Der Film eignet sich anschließend wahrscheinlich prima zum pushen/pullen, da die meisten Filme aus Einwegkameras keine DX-Codierung zu haben scheinen… ;-) Man sollte sich von den Filmen aber nicht zu viel versprechen, es sind meistens keine Qualitäts-Filme.

Proof-of-Concept

RFID-Testaufbau
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RFID-Testaufbau

Noch vor dem Umbau der ersten Einwegkamera haben wir einen passiven RFID-Tag auf 13,56-MHz-Basis mit folgendendem Versuchsaufbau getestet:

  • Blitzschaltung eines alten, externen Fotoblitzes mit Lichtleitzahl 24.
    Der Kondensator dieses Blitzgerätes hat eine Kapazität von 330μF und 330V Spannung.
  • Selbstgewickelte Spule, Maße: 4,5*8cm, lackierter Kupferdraht, 1mm dick, 5 Windungen
  • Die Blitzröhre wurde vom Kondensator abgelötet, an ihrer Stelle wurde die Spule direkt mit dem Kondensator verbunden, wobei zwischen einem der Kontakte und der Spule noch ein Schalter eingebaut wurde. Der Kondensator des Blitzgerätes ließ sich ganz normal aufladen und gab auch den bekannten hohen Ton von sich. Mit dem Schalter konnte dann die Spule mit dem Kondensator kurzgeschlossen werden.
  • RFID-Finder zum Testen der Funktionsfähigkeit der Tags vor dem Einsatz des RFID-Zappers und ihrer FunktionsUNfähigkeit nach seinem Einsatz.
  • Anschließend wurde in mehreren Testläufen der Kondensator auf verschiedene Spannungen geladen und jeweils mit der Spule kurzgeschlossen.
Es hat sich gezeigt dass bei einer Spannung von ca. 100V der RFID-Chip in unmittelbarer Nähe Spule zerstört wird, die LED des RFID-Finders leuchtet nicht mehr auf. Schäden am Papier-Träger des RFID-Tags waren nicht zu sehen.
Da sich jedoch die Feldstärke mit dem Quadrat der Entfernung verringert, wäre für ein praxistaugliches Gerät auf jeden Fall eine höhere Spannung erforderlich. Bisher konnte aus Mangel an RFID-Tags nicht getestet werden, wie weit die Zerstörungskraft des RFID-Zappers z.B. bei 300V Ladung des Kondensators reicht.

Weiterführung

Einführung der Spule
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Einführung der Spule

-- RFID-Zapper 2006: [2] --

  • Gegenwärtig sind wir dabei die Dokumentation fertig zu machen, die gleichzeitig als Bauanleitung dienen soll und in deutscher und englischer Fassung vorliegen soll.
  • Bisher konnten wir den RFID-Zapper nur mit 13,56-MHz-RFID-Tags testen. In nächster Zeit wollen wir ihn noch mit RFID-Tags anderer Frequenzen testen. [18-1-2006 Mit 125 KHz Tags funktioniert es auch].
  • Auch wollen wir versuchen, einen RFID-Tag-Finder mit einem RFID-Zapper zu einem Gerät zu vereinen.
  • Durch zahlreiche Spenden(weitere sind willkommen) sind wir jetzt in der Lage weitere Tests über die Reichweite und Reichweitenverbesserung der Spule durchzuführen.
  • Wir würden uns über eine Beteiligung an dem Projekt oder Sachspenden in Form von RFID-Tags (sowohl solche, die auf 13,56-MHz arbeiten, wie auch auf anderen Frequenzen) freuen!
Was eine Beteiligung angeht suchen wir zum Beispiel noch jemanden, der uns beim Layout einer Platine für einen RFID-Zapper, der von Grund auf gebaut werden kann, also ohne Einwegkamera, helfen mag.
Außerdem interessieren wir uns natürlich dafür, wenn Ihr Euch einen eigenen RFID-Zapper baut, welche Erfahrungen Ihr dabei macht, und bei welchen RFID-Tags Ihr ihn erfolgreich einsetzen konntet. Überhaupt erfahren wir immer gerne, wo ihr RFID-Tags gefunden habt. Was den Einsatz von RFID-Tags angeht, wird es demnächst wohl auch eine Internetseite geben, auf der diese Informationen gesammelt werden.

Kontakt:

  • MiniMe: zapper.20.minime@spamgourmet.com
  • Mahajivana: rfid.20.mahajivana@spamgourmet.com

Vorsicht!

<p>"Falls ihr einen RFID-Zapper im Handgepäck mitführt kann es zu einer etwas längeren Kontrolle kommen. Bei mir hat der Spass heute am Flughafen Berlin Schönefeld (sxf) etwa 30 Minuten gedauert. Polizei wollte das ich ihn öffne und die Funktionsweise erkläre.
Dann wurde der anscheinend Ranghöchste geholt und der hat entschieden dass ich ihn mitnehmen darf. Sie behaupteten, dass wenn eine Batterie eingebaut und er somit betriebsbereit gewesen sei ich wegen Gefährdung der Flugsicherheit festgenommen worden wäre!"

--Poldi 21:26, 31 December 2005 (CET)

Vielen Dank für die Warnung!
An dieser Stelle sollten wir auch auf einige andere Dinge hinweisen:

  • Der Umbau einer Einwegkamera zu einem RFID-Zapper ist nicht ganz ungefährlich. Wenn der Kondensator nicht vollständig entladen ist, kann man sich einen elektrischen Schlag holen. Bei einem gesunden Menschen dürfte das nur unangenehm sein, also weh tun. Bei Menschen mit Herzproblemen kann das jedoch gefährlich sein. Bei einem Kondensator mit höherer Kapazität kann es auch für gesunde Menschen gefährlich werden.
  • Der RFID-Zapper sollte nicht gegen RFID-Tags in elektrischen Geräten eingesetzt werden, da er neben dem RFID-Tag auch das elektrische Gerät zerstören kann. Auch sollte das Gerät nicht in der Nähe von magnetischen Speichermedien eingesetzt werden, wie Disketten, Kasetten, Festplatten, Karten mit Magnetstreifen, Streamer-Cartridges etc.
  • Wir können außerdem über eventuelle Nebenwirkungen der Benutzung des RFID-Zappers keine Aussage treffen, weder über möglichen Elektro-Smog noch über plötzlich auftretende RFID-Zerstörungs-Sucht.

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