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Ökonomische Macht versteckt sich in Regeln. Frühe Heimcomputer-„Marktsimulationen“ wie Hammurabi, Oregon Trail und Lemonade Stand kodierten ganze Ideologien von Produktivität, Knappheit und Profit in nur wenigen Dutzend Zeilen BASIC. Sie simulierten nicht nur die Ökonomie – sie lehrten uns, wie man sie spielt. Im wörtlichen Sinn.
Doch was geschieht, wenn Spieler:innen aufhören, diese Regeln zu befolgen, und beginnen, sie umzuschreiben? Dieser Vortrag untersucht die Machtzyklen in diesen klassischen Spielen: Kontrollschleifen zwischen Spieler:in, Programm und System. Durch Code-Modifikationen, das Ausnutzen von Glitches und das Verbiegen von Regelwerken wird sichtbar, wie rechnergestützte Modelle ökonomische Dogmen reproduzieren – und wie kleine Hacks libertäre Fantasien in spielerische Gegenökonomien verwandeln können.
Anhand von Live-Demonstrationen und kurzen historischen Exkursen zeigen wir, wie der scheinbar simple Akt des „Cheatens“ zu einem Werkzeug der Kritik wird. Jeder Eingriff legt eine neue Rückkopplungsschleife zwischen Code und Ideologie offen – in der jeder CPU-Zyklus zu einem Ort politischer Macht wird.
Kann eine gehackte Simulation noch Spaß machen? Kann das Umschreiben der Spielregeln helfen, andere Systeme von Wert und Austausch zu denken? Zwischen Nostalgie, Code-Archäologie und spielerischer Subversion lädt diese Session dazu ein, neu zu überdenken, was – und wer – Spiele simulieren, wenn der Machtzyklus anders läuft.