Chaos Communication Congress 1990Text zum Congress 1990 in Hamburg, ursprünglich erschienen in der Datenschleuder. |
Chaos Communication Congress 1990
In ihrem 7.Jahr wurde die jaehrliche Konferenz des CCC in Hamburg in der letzten Dezemberwoche gehalten. Ein breites Spektrum an Themen wurde angeboten, wobei Netzwerke dominierten, aber ebenso wurden legale aspekte, oekologisches Computering, Freiheit von Informationen, Frauen am Computer, Psychologie von Hackern und anderem eingeschlossen. Zwischen den mehr als 300 Teilnehmern waren nur einige aus europaeischen Laendern (Niederlande und Italien) bzw. aus den USA. Die Kongress-Zeitung (einschliesslich Reports ueber die meisten Tagungen, ist als *.DOC bzw. *.TXT file zu bekommen, siehe unten) ist nur in Deutsch. Wenn auch die gedruckte Version (DTP-ed) professioneller aussieht, fehlten einige essentielle Diskussionen (z.B. Frauen am Computer, Computer Viren die neue German Information Security Agency GISA); Qualitaet und Lesbarkeit waren eher gemischt. Da nur ein paar spektakulaere Themen (phreaking, Kopieren von Kredit Karten etc) vorhanden waren, war das Publikumsinteresse sowie die Berichterstattung in den Medien, verglichen mit dem CCC '89 (das Jahr als der KGB Hack publi- ziert wurde), moderat. Eines der spektakulaeren Themen war die niederlaendische Gruppe HACK-TIC die eine Maschine (ca. 1500$) vorfuehrte, die Kredit- und EC-Karten kopiert, was laut Wau Holland (Mitbegruender des CCC) arrangiert wurde um die Unsicherheit des Plastikgeldes zu demonstrieren. Waehrend ein Sprecher der HASPA (Hamburger Sparkasse, die Zeuge der erfolgreichen CCC Attacke auf die BTX/HASPA Konten war) sagte, das dies unmoeglich waere, bekam ein Journalist von BILD ein Aus- druck seines Accounts, sowie eine Kopie seine Karte. Allerdings wurde bei dem Versuch Geld aus einem Automaten zu bekommen, seine Karte einbehalten. Der spektakulaerste Vorfall war ein Workshop ueber 'Phreaking'. Versuche und Methoden wie man 'so weit, mit so vielen Phreaks wie moeglich, und zum billigsten Preis anruft' wurden detailliert beschrieben. Genauso wie Tricks mit der 130-Nummer der Post(sowie Verbindungen zu den US Nummern 700/800), und der Post internen Testnummer 1177 diskutiert wurden, um preiswertes Telefonieren fuer Telefonkonferenzen und Voice Mailboxes zu etablieren (zumindest fuer die Phreaks). Es war ueberraschend von einem US phreak zu hoeren, dass die alten Tricks (2, 600 MHz, rote Boxen um den Muenz Klick(Fall) zu simulieren) immer noch funktionieren. Mehrere Foren widmeten sich Netzwerkarbeit. Der CCC hat ein Netzwerk (Zerberus) laufen, mit Gateways zu internationalen Netzwerken und einer staendig Anzahl von regionalen Mailboxen. (Anm. der Redaktion: Natuerlich betreibt nicht der CCC das Zerberus, sondern hat nur paar Rechner im Zerberus). Trotz gemischter (oder sogar schlechter) Erfahrung mit neuen Mailboxsystemen und Gateways (die Gateway-Gruppe E-mailte Einladungen zu diesem Workshop die zu 50% als error mail zurueck kamen), waren mehrere Sitzungen der Einweisung in Netzwerke gewidmet. Ein spezieller Bericht war der Kommunikation zwischen Graphic und Sound Daten gewidmet, wo bestimmte Standards, Befehlssprachen und Software in der Ent- wicklung sind. Eine spezielle Diskussion war die Verwendung von Mailboxen fuer oekologische Zwecke, als Infrastruktur fuer Veroeffentlichungen sowie fuer Aspekte des oeffentlichen Rechts. Eine andere Sitzung beschaeftigte sich mit der Idee des CCC der frueheren DDR zuhelfen, indem ein ziviles Computernetz (DDRNET) eingefuehrt werden sollte. Trotz der grossen Hilfe von Computerhaendlern, die spontan PC's, Software und modems spendeten, und trotz lokaler Interessen, Kosten und Organisationsproblemen musste das Projekt mit der Wiedervereinigung gestoppt werden. Das Dokument (file: DDRNET.DOC) gibt ein lebhaftes Beispiel wie gute Ideen und Plaene von einer feindlichen Buerokratie zerstoert werden. Frueheren Diskussionen des CCC folgend, ueber soziologische Aspekte des Hackens, beschreibt ein Student (Tommi) seine Diplomarbeit: Die Verwandheit von Computer und Psychologie. (Anm. der Redaktion: Da der Junge seine Dipl. Arbeit hat, ist er Dipl. Psychologe) Uebereinstimmend mit Tommi, legten Hacker ihr Selbstbewusstsein als eine elitaere Technik-Sprache dar. Normale Menschen, die in einem Alter ohne Computerverstaendnis sind, betrachten Hacker sehr argwoehnisch, um so mehr der Computer ein Ersatz im zivilen Recht und am Arbeitsplatz wird. In solchen Kontroversen scheinen Hacker unbewusst aus der Realitaet zu fliehen und in einer eigenen simulierten Welt zu leben, z.B. im Cyberspace (nicht gefaehrlicher als andere Drogen). Anonyme oder rein technische Kommunikation (z.B. Mailbox) vermindet die Schwelle von moralischen Skrupeln, was in Kommunikationsmuell und flames endet. Wie in den Jahren davor fand ein spezieller Workshop zum Thema Cyberspace statt, auf dem EEG gekoppelte grafische Ausgabegeraete und Software demonstriert wurde. Die Subkultur (wie sie Gibson in seinem Buch "Neuromancer" beschreibt), die sich um diese Techno-Droge entwickelt hat, hat nun auch ihr erstes europaeisches Magazin (Decoder,Cyberpunk). Eine spezielle Diskussion entwickelte sich ueber Computer Viren. Zwei Redner die mit Ralph Burger (Autor des "Big Book of Computer Viruses", das Virus Code in Deutsch, Englisch und Russisch veroeffentlichte) arbeiten, beschrieben seine Arbeit, die die Klassifizierung neuer Viren und den Aufbau einer Datenbank umfasst. Die Gruppe startet ihre Klassifikation mit einem spezifischen Modell ueber den Mechanismus des Virus inklusive Selbstverschlues- selung; dieses Modell steht im Widerspruch zu anderen Klassifikationen (z.B.ein Virus in ihrem Modell muss immer einen Effekt haben, Eltern Viren die keinen Effekt haben sind keine Viren, waehrend ihre Nachkommen Viren sind), und andere Verheimlichungsmethoden ausser Verschluesselung sind nicht vorge- sehen. Die Redner argumentierten, dass Informationen ueber die Details der Viren allen Parteien leicht zugaenglich sein sollten. Eine kontroverse Diskussion began, als der Autor dieses Berichts ueber die Gruendung einer Datenbank CARO (=Computer Antivirus Research Organisation, mitbegruendet von V. Bonchev/Sofia, Ch. Fischer/Karlsruhe, F. Skulason/Rej- kjvik, A. Solomon/UK, M. Swimmer/Hamburg M. Weiner/Wien und dem Autor) infor- mierte, die mit Viren Mustern und Prozeduren eine schnelle Analyse neuer Viren ermoeglicht, sowie eine Verteilung der Auseinandernahme fuer eine Verifikation und eine Antivirusentwicklung. Da die Anzahl der Viren die neue Verheimlichungsmethoden verwenden staendig (es sind mehr als 400 MsDos Viren bekannt, und neue werden immerzu in der der SU,Ungarn... sichtbar) waechst und immer groesseren Schaden ausuebt, wurden Restriktionen in der Zugaenglichkeit zu solchen Virusmustern die auf Vertrauen und Wissensbegierde basieren ebenfalls kontrovers diskutiert. Im Gegensatz zu solchen Konzepten waren CCC'90 Teilnehmer und die Redner der Meinung, dass solche Virusmuster jeder interssierten Gruppe zugaenglich sein sollten. Zusammenfassung: Abgesehen von der Phreaking session demonstrierte der CCC sichtbar seine Distanz zu kriminellen Aktivitaeten, die letztes Jahr dominierten (KGB Hack). (Anm. der Redaktion: Der CCC haelt es auch weiter fuer seine Pflicht Informationen ueber unsichere Aspekte der Technik weiterzugeben. Die weiter- gabe der Informationen, wie im AK Phreaking sind weder in unserer noch in juristischer Auslegung eine kriminelle Handlung). Durch die Diskussion technischer und verwandter Probleme, ist der CCC auf dem Weg zurueck zu den Punkten, die in der Gruendung des CCC beschrieben wurden. Themen wie ziviles Recht (Freiheit der Informationen) waren interessanter als klassische Hacking Techniken. Da der CCC keinerlei Konsequenzen (ausser dem Versuch im Maerz90) im KGB Fall mit seinen Mitgliedern und "Verwandten" diskutierte, wurde es unterlassen sich auf die Rolle des CCC in zukuenftigen hacks vorzubereiten. Waehrend die dies- jaehrige Konferenz weniger chaotisch organisiert war als die vom letzten Jahr, verbleibt die Struktur und die zukuenftige Entwicklung dem Namen treu: chaotisch und computergesonnen, mit dem Sinn fuer neue Ideen und Anwendungen. Autor : Prof. Brunnstein Uebersetzt: Gondorf ----------------------------------------------------------------------------- |
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