SIGINT10 - final10
SIGINT 2010
Konferenz für Netzbewohner, Hacker und Aktivisten
Speakers | |
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Helga Huppertz |
Schedule | |
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Day | Day 2 - 2010-05-23 |
Room | Vortragsraum (MP6) |
Start time | 15:00 |
Duration | 00:45 |
Info | |
ID | 3846 |
Event type | Lecture |
Track | Netzbewohner |
Language used for presentation | German |
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Usability im digitalen Selbstschutz
Zwiebel zum Heulen und Schlüssel zum Glück?
Anonym surfen, Emails oder Datenträger verschlüsseln - das Bedürfnis nach Schutz der Privatsphäre hat stark zugenommen, während der Einsatz entsprechender Techniken bislang nicht sprunghaft gestiegen ist. Eine Analyse und ein Plädoyer für Usability im digitalen Selbstschutz.
Wie kommt es, dass digitaler Selbstschutz von relativ wenigen Personen aktiv betrieben wird? Die geläufigsten Erklärungsmuster sind mangelnde Aufklärung und fehlendes Problembewusstsein in breiteren Bevölkerungskreisen. Doch Aufklärung und Problembewusstsein allein können eine andere Kluft nicht überbrücken: Viele Maßnahmen zum digitalen Selbstschutz stellen hohe Anforderungen an Technikkompetenz und technisches Selbstvertrauen. Viele existierende Tools und Techniken in diesem Bereich sind für eine bestimmte technik-affine Zielgruppe gut geeignet, während andere Zielgruppen mit ihrem - durchaus vorhandenen - Schutzbedürfnis im Regen stehen.
Für breite Bevölkerungskreise fehlt es an geeigneten (zielgruppengerechten) Lösungen zum Schutz ihrer Privatsphäre. Insbesondere fehlt es an Benutzungsschnittstellen, die technisch unbedarften, gleichwohl problembewussten Anwendern den Einstieg in den digitalen Selbstschutz ermöglichen. Usability-Potenziale sind in diesem Bereich noch nicht annähern ausgelotet. Zielgruppengerechte Lösungen wären auch Befähigung zur selbstverantwortlichen (digitalen) Verteidigung wertvoller Grundrechte. Wer sich nicht ohnmächtig fühlt, lässt sich weniger für verordnete "Sicherheit" mit eingebauter Überwachung, Backdoor und Zensur begeistern.
Das interdisziplinäre Forschungsgebiet der HCI (Human-Computer Interaction) befasst sich nicht nur mit der zielgruppengerechten Gestaltung (Usability) von Computersystemen, sondern ergründet auch, woran es liegt, wenn Menschen nicht oder nicht gut mit Systemen zurecht kommen. Dieser Vortrag gibt eine kurze Einführung in Konzepte, Methoden und Modelle von Usability und HCI, die neben technischen Fachdisziplinen auf Erkenntnissen aus Psychologie und Soziologie aufbauen. Beispielhaft werden einige Tools und Techniken analysiert, an denen Personen, die über wenig Technikkompetenz und technisches Selbstvertrauen verfügen, im digitalen Selbstschutz derzeit scheitern. Mögliche Alternativen, der Stand der Forschung in diesem Bereich und einige Ansätze zur Verbesserung des Status Quo werden vorgestellt.