SIGINT10 - final10
SIGINT 2010
Konferenz für Netzbewohner, Hacker und Aktivisten
Referenten | |
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classless Kulla |
Programm | |
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Tag | Day 2 - 2010-05-23 |
Raum | KOMED Saal (MP7) |
Beginn | 16:00 |
Dauer | 00:45 |
Info | |
ID | 3838 |
Veranstaltungstyp | Vortrag |
Track | Aktivisten |
Sprache der Veranstaltung | deutsch |
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Wo sind die Fnords?
Sind sie da - sind sie weg
Neben "Snafu" ist "Fnord" der Begriff aus der diskordischen Philosophie, der bis heute am häufigsten verwendet wird. Die Fnords sind die Operatoren der Manipulation, die verborgenen Schaltwörter der Kontrolle. Sie stecken als unterschwellige negative Verstärker in den Nachrichten, in der Zeitung, in den Schulbüchern. "Das Wesen der Kontrolle ist Angst", heißt es in der "Illuminatus!"-Trilogie, und die Fnords stellen diese Angst her. Aber tun sie das wirklich? Und wo stecken sie denn genau? Und geht die Angst wirklich weg, wenn man sie sieht?
"Niemand muß dich extra zwingen, wenn du selber mitmachst, niemand muß dich gleichschalten, wenn du dich selber gleichsetzt" (Egotronic feat. Kulla: Der Tausch)
Ich will der Frage nachgehen, warum die Fnords gar nicht unbedingt in Nachrichten eingebaut werden müssen, warum sie schon fast überall eingebaut sind und wie jeder sie selbst beständig einbaut. Warum jemand, der eine Veranstaltung macht, in der er dir die größten Fnords des Jahres zeigen will, dir vermutlich gar nichts zeigen wird, was du nicht schon gesehen hast. Warum du nach einer solchen Veranstaltung deine Angst nicht verlierst, warum deine Erleichterung trügerisch bleibt und dein Lachen hysterisch.
"Then I got a hunch, and turned quickly to the advertisements. it was as I expected: no fnords. That was part of the gimmick, too: only in consumption, endless consumption, could they escape the amorphous threat of the invisible fnords." ("Illuminatus!")
Ausgehend von Rolf Lindners Theorie der Werbung wird es um den alten Streit gehen, wer in der Gesellschaft eigentlich wen wozu manipuliert und inwiefern das überhaupt erforderlich ist. Zu diesem Zweck wird es Ausflüge in die Geschichte von Werbung und Propaganda geben und eine kurze Einführung in die Welt der Ideologie, die von Marxisten als "notwendig falsches Bewußtsein" der herrschenden Gesellschaftsordnung bezeichnet wird. Das heißt: solange die Dinge laufen, wie sie laufen, solange wir lohnarbeiten gehen oder andere lohnarbeiten lassen, solange wir uns zueinander in permanenter Konkurrenz befinden, gehen die Fnords nicht weg, geht die Angst nicht weg und wir glauben allen möglichen Quatsch, zum Beispiel, daß Dinge, die praktisch jeder auf der Welt weiß, unterdrückte Nachrichten seien.
Das "notwendig falsche Bewußtsein" ist aber nur solange notwendig, wie man bewußt oder unbewußt will, daß der Laden läuft. Ohne diese Absicht, ohne diesen Wunsch, ohne diese Selbstverständlichkeit würden auch die Fnords nicht verfangen und es wäre Platz fürs Erproben eines Lebens ohne Konkurrenz, Lohnarbeit und Herrschaft.