-
13:35
Die digitale Barrierefreiheit ist kaputt. In den letzten Monaten habe ich viele digitale Angebote des Staates auf deren Barrierefreiheit überprüft und die kritischsten Barrieren an die verantwortlichen Stellen gemeldet.
Beispielsweise war es in der Hochwasser-Krise nach Weihnachten 2023 für blinde Personen in mindestens drei relevanten Bundesländern nicht möglich, den aktuellen Pegelstand an ihrem Wohnort abzurufen. Im Katastrophenschutz sieht es nicht besser aus: Alle vier öffentlich finanzierten Warn-Apps sind für viele Menschen mit Behinderung nicht nutzbar. Und auch das neue, für alle verpflichtende E-Rezept wurde voller Barrieren ausgerollt.
Diese eklatanten Mängel sind leider Dauerzustand. Selbst wenn Barrieren schon intern bekannt sind, dauert es oft Jahre, bis diese behoben werden. An allen Ecken fehlt wichtige Expertise und der weltweite Beratungsmarkt wird beherrscht von Schlangenöl.
Bei einer Meldung einer neuen Barriere werfen die Behörden gerne mit Phrasen um sich und beteuern ihren Einsatz für Inklusion. Tatsächlich zeigen meine Erfahrungen ein erschreckendes Muster , das auf systematische Diskriminierung hindeutet. Aber wie können wir dann wirklich und nachhaltig Dinge verbessern? Können wir das überhaupt?
Wir schauen uns den traurigen Zustand der digitalen Barrierefreiheit in Deutschland an, benennen Verantwortliche für die Misere und lernen, was wir eigentlich wirklich bräuchten. Von echten Menschen mit Behinderung, mit echter Expertise.