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Day 3
Aktivismus ohne Personenkult und Held*innentum - wie geht das?
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Self-organized Session

Mit dezentral organisierten politischen Bewegungen ist das so eine Sache, egal ob Klima, Antidiskriminierung, Umverteilung oder Persönlichkeitsrecht. Eigentlich wollen diese Bewegungen ja, dass über ihre Inhalte und Aktionen geredet wird, nicht über Personen. Große Teile der Medienlandschaft lieben allerdings die hochproblematischen Erzählungen von Heldinnen und Schurkinnen und befeuern damit Personenkulte, aber auch Anti-Personenkulte in denen der geballte Hass des politischen Gegners Einzelpersonen trifft. Vor allem in Klimakontexten ist diese Problematik extrem präsent. Ob "Klima-Shakira", "Greta Thunberg", "Luisa Neubauer" oder "Samuel Bosch", immer wieder werden politische Zusammenhänge auf Einzelpersonen reduziert. Und zwar nach Möglichkeit weiße, normschöne, nicht-sichtbar-behinderte... Einzelpersonen.

Wie können wir verhindern, dass Medien Einzelpersonen zum Gesicht von Bewegungen stilisieren? Gefallen sich einige Leute möglicherweise in dieser Rolle und tun gar nicht so viel dagegen, in diese Rolle "gedrängt" zu werden? Nehmen Menschen die es ganz doll wichtig finden "mit ihrem (Klar-)Namen und ihrem Gesicht" zu ihren Aktionen zu stehen solche Dynamiken möglicherweise billigend in Kauf?

Und was für Hierarchien erzeugt das eigentlich? Wenn ein Aktivisti als wichtiger als ein anderes wahrgenommen wird, wie lange dauert es dann, bis das eine ganz selbstverständlich Soli-Geld bekommt wenn es mal braucht und das andere aufgrund von Räumungen obdachlos wird und dann nicht einmal die Möglichkeit hat, die medizinische Behandlung von Repressionsfolgen zu zahlen, ohne, dass irgendwelche Soli-Töpfe offen stehen? Wenn ein Aktivisti als ein Sprecheri der Bewegung wahrgenommen wird, wie lange dauert es dann, bis dieses auch von eher bewegungsnahen Kontexten wie dem CCC ernster genommen wird und dann Beispielsweise einen Vortrag über sich selbst in Saal 1 auf dem C3 hält, während andere aus den gleichen Kontexten Mühe haben Space für ihren Talk oder ihren Workshop zu finden, weil der Platz für Self-organized-Sessions immer weiter reduziert wird?

Und was sind eigentlich die kollektiven Folgen dieser Dynamiken? Werden dadurch bestimmte Aufgaben wie zum Beispiel die direkte Durchführung von Straßenblockaden als wertvoller wahrgenommen, als zum Beispiel das Geschirr spülen bei der Aktionsvorbereitung, der EA während der Aktion, die emotionale Fürsorge nach der Aktion oder auch der Tech-Support? Und ist das nicht eine sehr klassisch-patriarchale Dynamik?

Über all diese Fragen wollen wir gerne diskutieren und uns austauschen. In was für einem Modus genau, würden wir davon abhängig machen, wie viele Menschen kommen.