Event
16:00
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17:00
Day 2
anders streiten lernen 2 - Perspektivwechseln mit der Mahloquet, einer etwas anderen Dialog-Methode
Assembly-Event
Am Anschluss an die gestrige Session zu "anders streiten lernen" (Link: https://events.ccc.de/congress/2024/hub/de/event/anders-streiten-lernen-konflikte-kulturen-methoden/) möchte ich heute eine weit

Am Anschluss an die gestrige Session zu "anders streiten lernen" (Link: https://events.ccc.de/congress/2024/hub/de/event/anders-streiten-lernen-konflikte-kulturen-methoden/) möchte ich heute eine weitere Session zu einer Methode machen, die aus meiner Sicht viel Potenzial mit sich bringt, um ein besseres Verstehen im Konfliktgespräch zu ermöglichen.

Bei jeglichen Versuchen im Streitgespräch in die Fahrwasser der konstruktiven Konfliktbearbeitung zu kommen, ist es wichtig, die zentralen Dimensionen von Konflikten bewusst und im Blick zu haben. Gestern haben wir u.a. schon über die Wichtigkeit des aktiven Zuhörens gesprochen, darüber wie wir Empathie für das Gegenüber aufbauen können, über die Rolle von Gefühlen und den Unterschied zwischen intra-personalen und inter-personalen Konflikten. Der Aspekt des Perspektivwechsels ist im Kontext der Mediation dabei sehr wichtig.

In der Session heute werde ich 1) Eine kurze Einführung in die Methode geben und dann werden wir 2) konkret die Methode in der Anwendung miteinander üben. (Es wird nicht vorausgesetzt, dass ihr gestern schon dabei ward)

Wer möchte kann hier gerne schonmal anlesen, worum es in der Mahloquet geht. Im Praxishandbuch 'Social Justice und Diversity - Theorien, Training, Methoden, Übungen' schreiben Perko, Czollek et al. über die Mahloquet:

"Die Methode der Mahloquet (dialogisches Streitgespräch) [...] geht auf die jüdische Tradition der Interpretation religiöser Texte zurück und ist für [unsere Anwendung] aus dem religiösen Kontext herausgenommen und entsprechend modifiziert worden, [...] [als] dialogische Gesprächsform und ethisch-dialogische Haltung zugleich, die gleichberechtigte Perspektivenvielfalt ermöglichen kann. Ihren normativen Referenzrahmen bilden die UNMenschenrechtscharta und die Gewaltfreiheit.

Als dialogische Gesprächsform betrifft die Mahloquet die Art und Weise des Miteinander-Sprechens mit dem Ziel, eine Vielzahl an Perspektiven wahrnehmbar zu machen. Bei einem Dialog im Sinne der Mahloquet geht es nicht um eine Synthese unterschiedlicher Positionen, nicht um die Suche nach einem Konsens, sondern darum, Auffassungen nebeneinander bestehen zu lassen und dadurch auch vermeintliche Selbstverständlichkeiten und verfestigte Denkstrukturen zu erschüttern. Keine artikulierte Perspektive soll zu einem Dogma oder zur Ideologie erhoben werden. Unter Einhaltung des Referenzrahmens darf jede_r sprechen und jede_r wird gehört. Gespräche und verstehendes (Nach-)Fragen dienen dem Erkenntnisgewinn, der Horizonterweiterung und einem genaueren Verständnis der Perspektive des Gegenübers. Die Mahloquet fokussiert auf das noch nicht Gewusste, die Einsicht in etwas Neues. Das Gegenüber wird dabei nicht als Spiegelung der eigenen Erfahrungen, nicht als alter ego benutzt. Die dialogische Methode wendet sich daher gegen Monologe, durch die Andere von der ‚einzig richtigen‘ Haltung überzeugt werden sollen."