Es begann mit einem neugierigen Zufall. Im Jahr 2018 investierten deutsche Automobilhersteller, die von den Fortschritten von Google und Tesla überrascht wurden, viel Geld in die Forschung zu autonomen Fahrzeugen. Sie sammelten eine immense Menge an Bildern von Fahrzeugsensoren, die anschließend verarbeitet werden mussten. Im selben Jahr wurde Venezuela von einer schweren Wirtschaftskrise getroffen, die Tausende von Arbeitnehmern arbeitslos machte. Viele von ihnen wandten sich Online-Mikroarbeitsplattformen zu, wo sie sich Menschen aus Kenia und den Philippinen anschlossen und schließlich Bilder annotierten, die zu Tausenden aus Deutschland und den USA kamen.

Unknown Label erforscht die tägliche Realität von Online-Mikroarbeitern aus dem globalen Süden, die Bilder für selbstfahrende Autos annotieren. Es untersucht die Machtasymmetrien und neokolonialistische Ausbeutung, die mit der menschlichen Arbeit zur Schulung von KI-Systemen einhergehen. Unknown Label enthüllt die verborgenen Menschen, die dazu beitragen, wie Maschinen die Welt sehen.

Nicolas Gourault ist ein Künstler und Filmemacher mit Sitz in Paris (FR) und einem Hintergrund in Bildender Kunst und Visuellen Studien. Er hat mit Forensic Architecture zusammengearbeitet, bevor er am Le Fresnoy, Studio National des Arts, seinen Abschluss machte. Seine Arbeit ist von dieser doppelten Ausbildung geprägt und bewegt sich zwischen Online-Open-Source-Untersuchungen und dem kritischen Einsatz neuer Medien als dokumentarische Werkzeuge. Seine Filme und Videoinstallationen erforschen die in Technologien eingebetteten Machtverhältnisse und versuchen, durch die Nutzung situierter Zeugnisse und experimenteller Bildgestaltung Gegen-Narrative zu schaffen.

Seine Kunstwerke wurden in zeitgenössischen Kunsteinrichtungen wie dem Centre Pompidou (FR), dem ZKM | Zentrum für Kunst und Medien (DE), dem Hartware MedienKunstVerein (HMKV) (DE), Ars Electronica (AT) sowie auf Filmfestivals wie Cinéma du Réel (FR), Hot Docs (CA), Sheffield Doc|Fest (UK), Festival Nouveaux Cinéma (CA) und IndieLisboa (PT) ausgestellt.