Veranstaltung
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Tag 1
Beyond Cryptopartys - wie Aktivistis und Nerds voneinander lernen können
aufgezeichnet
Seit Jahren bemüht sich die Cryptoparty-Bewegung, digitale Selbstbestimmung in der Gesellschaft zu verbreiten. Besonders Aktivist\*innen sind sehr auf dieses Wissen angewiesen - doch ein Abend-Workshop von 2-3 Stunden schafft bei ihnen oft mehr Unsicherheiten als vorher. Wie kann man zwischen Nerds und Aktivist*innen übersetzen? Wir haben viel ausprobiert, teilen unser Konzept mit euch und erzählen, welche Lernatmosphäre & pädagogischen Mittel es braucht, um die Hürden für nicht-Nerds abzubauen.
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Für gesellschaftlichen Wandel ist es unbedingt notwendig, dass sich mehr Menschen mit digitaler Selbstbestimmung auskennen. Vor allem Aktivist*innen brauchen Grundwissen und Vernetzung, um Antworten für ihre konkreten Herausforderungen zu finden, insbesondere bei zunehmender Faschisierung von Staat & Gesellschaft, Abhängigkeit von Big-Tech-Monopolen, und drohenden Klimakatastrophen.

Das Problem hierbei: anders als Nerds, die sich IT-Sicherheit oft mit Interesse und Angriffslust nähern, haben viele Aktivist*innen mit Überforderung und Ängsten zu kämpfen.

Als Hindernis beim Lernen kommt oft strukturelle Diskriminierung dazu, und das (Wieder-)Erleben von Situationen, die damit einhergehen. Solche Stress-Situationen begünstigen Frust, Fehler, und Grenzüberschreitungen und verstärken Wissens- und Machtasymmetrien - insbesondere unter Zeit- und Repressionsdruck. Jedes frustrierende Erlebnis, jedes nicht verstandene Fachwort verschlimmert diese Hürden, und verschlechtert letztendlich die gelebte IT-Sicherheit.

Wir haben selbst jahrelang schlechte Erfahrungen mit Abend-Workshops gemacht, die in 2-3 Stunden alles Wichtige für Aktivistinnen vermitteln sollen (sowohl als Trainer*innen als auch als Teilnehmerinnen). Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass es eine andere Herangehensweise braucht, und man sich ein Wochenende dafür Zeit nehmen sollte.

Deshalb haben wir ein skalierbares Konzept entwickelt und getestet, welches ermöglicht, dass Nerds und Aktivist*innen voneinander lernen können. Dieses Konzept wollen wir hiermit open-sourcen. Wir haben jetzt einige Erfahrung mit unserem Wochenend-Format, und weitere Workshop-Wochenden sind in Planung.

Im Talk wollen wir unsere Idee, Learnings, Hürden und Erfolgserlebnisse teilen. Wir sprechen darüber, wie wir es schaffen können, Frust abzubauen und eine gute Lernatmosphäre zu schaffen, warum wir dafür ein all-gender-Format gewählt haben, und wieso am besten auch Leute mit wenig Erfahrung im Orga-Team sind. Entstanden ist ein Netzwerk, dass einen fortwährenden Wissens-Austausch ermöglicht und weitere Trainings organisiert.

Wenn es nach uns geht, gehören technische und soziale Skills zusammen. Dabei verschwimmen immer wieder die Grenzen, wer eigentlich von wem lernt.