Vielen Telekom-Kunden ist nicht bekannt, daß der Wettbewerb auch beim voice-Telefonieren schon stattfindet ist. Die privaten Anbieter drängen vor allem zu Großkunden, und die Telekom kann es sich nicht leisten, zu viele Großkunden zu verlieren. Daher gibt es jetzt günstigere Tarife für Geschäftskunden und Verteuerungen für Privatkunden. Telekom macht 60% des Umsatzes mit 5% der Kunden. Diese Situation ist für Geschäftskunden, die ihre Position auszuspielen wissen, sehr günstig, denn noch sind die Telekommunikationstarife in Deutschland im internationalen Vergleich, wenn man einmal von ISDN absieht, teuer. 1995 bot die Telekom nur im Auslandsgeschäft, also außerhalb des Monopols, Rabatte an. Private Discountanbieter bieten auch 1996 weiterhin 10-20% Rabatt auf Telekom-Tarife bei Inlandstelefonaten und 20-35% bei Gesprächen ins Ausland. Auch im Festverbindungsbereich droht Telekom erhebliche Konkurrenz, so daß Festverbindungen, gerade auf langen Strecken, stark verbilligt wurden. Darüber hinaus bietet Telekom noch frei verhandelbare und daher auch oft schwer berechenbare Geschäftskundenrabatte für Vieltelefonierer - bis hin zu Pauschalen unabhängig vom Telefonaufkommen des Kunden. Ein weiterer Bonus für Firmenkunden: Ab 96 weist die Telekom die Mehrwertsteuer aus. Dies kommt einem Rabatt von ca. 13% gleich (in allen Zahlenangaben bereits berücksichtigt). Bei Unternehmen mit hohem Auslandsaufkommen sind durch Sondertarife oder den Wechsel auf private Anbieter mit privaten Netzen Einsparungen von bis zu 40% gegenüber dem Telekom-Tarif von 1995 möglich, selbst wenn man notwendige Investitionen berücksichtigt. Genehmigt sind die Rabatte der Telekom jedoch noch nicht, auf Drängen der SPD im Regulierungsausschuß hat Bundespostminister Bötsch die Telekom daher aufgefordert, eine Lösung für Online-Kunden zu schaffen, die bei der '96er Gebührenreform aufgrund der langen Verbindungen im Ortsbereich besonders betroffen sind.
Verwendung Vor- und Nachteile ------------------------------------------------------------- Festverbindung(1) zu Niederlassungen hohe Fixkosten etc., Sprache Kosten ("außenliegende budgetierbar(2), Nebenstelle") nur zu wenigen und/oder Daten Standorten sinnvoll Privates Netz Verbindung von hohe Telefonanlagen Investitionen und Fixkosten, hoher Telefonkomfort, Kosten budgetierbar nur zu wenigen, Standorten sinnvoll Corporate Network Wie privates Genehmigungs- Netz, plus dial- pflichtig (BAPT(3)) out LCR(4)-Software ist teuer und pflegeaufwendig Call-back verbilligte schlechte Auslandtelefonate Sprachqualität, durch Abrechnung oft automatischen über Kreditkarte Rückruf, meist monatliches via USA Minimum, z.B. US$ 25, zusätzlicher Wählvorgang, nicht für Fax / Modem geeignet Call-back mit Wie call back, Wie call back dialer (5) auch für Zusätzl. Wählvorgang Fax/Modem entfällt, aber langsamer Verbindungsaufbau Discount-Anbieter Wie call back, es wie call back mit 0130er Nummer muß aber kein Rückruf abgewartet werden
Die Situation für Online-Kunden ist äußerst ungünstig. Viele besonders günstige Anbieter kommen jedoch für die Datenübertragung weniger in Frage, da die Verbindungsqualität schlecht ist: Call-Back und verwandte Systeme, in denen die Gespräche letztlich über Umwege geführt werden oder ISDN-Leistungsmerkmale nicht voll unterstützt werden (z.B. 64 kbps clear channel, Rufnummernanzeige).
Der Zugang zu Online-Diensten (Ortstarif) wird deutlich verteuert. Die kürzeren Takte bewirken bei den meist langdauernden Verbindungen keine Verbesserung. Höchstens Kurzverbindungen, z.B. E-mail Übertragung oder Nameserverabfragen im ISDN, könnten günstiger werden. Festverbindungen werden zunehmend attraktiver (z.B. Internet-Zugang, Filialanbindung).
Telefonie-über-IP wird auf eigenen Leitungen (kurze Antwortzeiten durch wenige Hops) zunehmend wirtschaftlich machbar. Möglicherweise wird es kurzfristig günstigere Tarife für Online-Zugänge geben. Inwieweit davon jedoch nur Großanbieter (T-Online/Btx, AOL, Compuserve, IBM) oder auch die regional organisierten Internet-Anbieter profitieren können, bleibt abzuwarten.
Andernfalls müßten die Preise für Privatkunden weiter steigen. Trotzdem kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, die Telekom versuche, vor der Freigabe des Wettbewerbs noch kräftig Reserven aufzubauen, ohne die zu einem Anbieterwechsel fähigen und bereiten größeren Kunden zu verprellen. Als "wehrlose Opfer" bleiben da nur die Privatkunden übrig.
Spätestens 1998 muß das Telefondienstmonopol ("Vermittlung von Sprache für andere") aufgehoben sein (EU-Recht). Der Regulierungsrat steht in einem Zielkonflikt: Die Telekom soll als privatwirtschaftlich geführtes Unternehmen am Markt bestehen und gleichzeitig soziale Belange berücksichtigen.
Fazit: Der Telekommunikationsmarkt wird immer härter umkämpft, Firmenkunden profitieren dabei erheblich mehr als Privatkunden.
Fußnoten: