ChaosComputerClub e.V. Hamburg / FoeBuD e.V. Bielefeld

Ständig mobil & Spaß dabei

Ein kurze Geschichte der beweglichen Telefonie

Wer kennt sie nicht, die bei Yuppies, Hausfrauen und Selbständigen beliebten tragbaren Telefone, die den enthusiastischen Anwenderinnen und Anwendern auch noch die letzte Minute Schlaf rauben? Zumeist weiß niemand mit den unterschiedlichen Begriffen wie B-, C-, D- und E-Netz etwas anzufangen.

Begonnen hat alles mit dem schon kaum noch bekannten B-Netz, das zum 31.12.94 abgestellt wird. Die Gründe dafür sind, daß die Geräte sehr groß und das Verfahren sehr unsicher waren. Aufgrund mangelnder Kennungs-Überprüfung haben schon ein Homecomputer mit Empfänger und Funkgerät gereicht, um weltweit mobil und auf Kosten der Telekom zu telefonieren.

Ebenso wie das B-Netz arbeitet das C-Netz mit analoger Funktechnik. AnwenderInnen könnnen sich im Moment nur noch zwischen zwei Geräten entscheiden: Eines dieser Geräte ist ein Handy, das andere ist bei Freaks dank seiner TAE-Anschlußdose (an die sich z.B. ein Modem anschließen läßt) beliebt, ein Portable und damit wesentlich größer. Die Identifikation der Geräte ist sicherer geworden; Geräte können sich jeweils nur noch einmal am Netz anmelden und nicht mehr beliebig oft mit der gleichen Karte.

Mit dem D-Netz brachte Mannesmann die erste Alternative zum bisherigen Kommunikationsmonopol der Telekom auf den Markt. Zur Unterscheidung der beiden Anbieter haben sich die Bezeichnungen D1- Netz für das Netz der Telekom und D2- Netz für das Mannesmann-Netz etabliert.

Im Unterschied zu B- und C-Netz wird im D-Netz mit digitaler Funk- technik gearbeitet. Die Gespräche sind nicht mehr wie im B-Netz oder C-Netz (mit geringem technischen Aufwand) abhörbar, da sie durch ein Verschlüsselungsverfahren geschützt werden.

Dieses Merkmal hat Politiker und Anwender zur Diskussion angeregt: Durch den sicheren Verbindungsschutz im D-Netz ist es auch Ermittlungsbehörden und Geheimdiensten nicht mehr ohne weiteres möglich, Gespräche abzuhören. Die Nutzung dieses Netzes z.B. durch Kriminelle kann also nicht mehr überwacht werden.

Dafür lassen sich von D-Netz-NutzerInnen wegen der kleinen Zellengröße (max. 100km außerhalb von Städten, min. 5km innerhalb von Städten) leicht Bewegungsmuster erstellen. Es wird also gespeichert, wo sich das Telefon der jeweiligen Benutzerin befindet. Die Genauigkeit liegt bei wenigen 100m.

Noch genauer läßt sich der Standort einer Person mit E-Netz Telefon ermitteln: die maximale Abweichung beträgt 12m. Die Zellen für E-Netz haben innerhalb von Städten eine Größe von min. 200m und außerhalb von Städten max. 2km.

Das E-Netz ist in Deutschland noch nicht flächendeckend verfügbar, sondern nur in Ballungsräumen. Die Telefone bieten je nach Preis- klasse unterschiedliche Funktionen, wie z.B. auch eine Art alphanumerischen Cityruf von E-Netz Gerät zu E-Netz-Gerät: Für diesen speziellen Service sogar kostenlos, wie auch das Abhören der Mobilbox, eine Art Anrufbeantworter für Mobiltelefone.

Durch die niedrige Sendeleistung im E-Netz (1W, zum Vergleich: C-Netz: 15W, D-Netz, ca. 5W) können die Geräte sehr kompakt gebaut werden.

Der Clou des Workshops war der Tip zum Sparen von Telefongebühren im C-Netz: Die Anrufumleitung ist ein Service, der noch keine zusätzlichen Gebühren kostet. Da Anrufe von C-Netz zu C-Netz Telefon billiger sind als Anrufe von C-Netz zu Festnetztelefon, ist es vorteilhaft, zuerst den eigenen C-Netz-Anschluß auf die gewünschte Festnetznummer umzuleiten und sich danach mit dem eigenen C-Netz-Telefon selbst im C-Netz anzurufen, da der Ruf dann im "C-Netz zu C-Netz"-Tarif abgerechnet wird, aber dennoch auf der für die Umleitung gewählten Festnetznummer landet. Leider soll diesem Trick ab Februar durch die Telekom ein Riegel vorgeschoben werden, weil dann die Rufumleitung kostenpflichtig wird.

Chris Vogel <c.vogel@link-goe.central.de>


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Stefan Kurtz,06.Jul.1995
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