PLUG & PRAY

plug and pray

Wir möchten Euch was ans Herz legen: Ein Film, der heute, am 11. November, in die Kinos kommt, entlarvt auf humoristische Weise den Machbarkeitswahn vieler Wissenschaftler und porträtiert trefflich den Computerpionier Joseph Weizenbaum. Wer ihn persönlich erlebt hat, wird viel von ihm in dem Film wiedererkennen, aber auch für alle anderen sind seine Lebens- und Computerweisheiten angenehm kontrastierend zur technikverliebten Lobhudelei vieler Forscher.

Weizenbaum wurde berühmt als Erfinder von ELIZA, einem Programm aus dem Jahr 1966, das auf Benutzereingaben in Form eines Dialogs reagiert. Was oft unterschlagen wird (und was ihn zu Recht ärgerte): Mit dem Programm wollte er die Einzigartigkeit des menschlichen Verstandes demonstrieren und zeigen, daß Computer eben gerade nicht in der Lage sind, einen Gesprächspartner zu verstehen. Erschreckt habe ihn die Reaktion der Leute auf diese »Parodie einer Unterhaltung«; es gab tatsächlich Wissenschaftler, die darin einen Meilenstein auf dem Weg zur sogenannten Künstlichen Intelligenz sahen.

Im Film sind Ausschnitte einer Diskussion in Davos eingebunden, in denen deutlich wird: Für Weizenbaum ist bereits der Begriff der Künstlichen Intelligenz irreführend, inhuman und ethisch fragwürdig. Wir werten Maschinen nicht etwa auf, wenn wir ihnen menschliche Eigenschaften zuschreiben, wir werten im Gegenteil den Menschen ab. Die Positionen beider Parteien – Weizenbaum auf der einen und technikverliebte Forscher wie Ray Kurzweil auf der anderen – könnten unversöhnlicher nicht sein. Der Film stellt beide gegenüber, antagonistisch einen bis heute gültigen Diskurs aufspannend.

Filmmacher Jens Schanze ist ein einfühlsames Porträt gelungen: Er hat die Person Weizenbaum und seinen unnachahmlich präzisen Blick aufs Ganze eingefangen. Es ist der wahrscheinlich letzte Film mit dem Wissenschaftler – Weizenbaum verstarb im März 2008 im Alter von 85 Jahren.